Montag, 7. Februar 2011

Besser Auslandserfahrung als Inlandszwangsdienst!

Wieder mal wie schon so oft zuvor macht sich Österreich zum Gespött Europas. Allen Ernstes glauben viele wieder mal, das Rad neu erfinden zu müssen, obwohl es längst erfunden und weltweit erprobt ist.
Die beiden großen Volksparteien haben wieder mal eine Wendung um 180 Grad vollzogen. Die Roten haben endlich ihren Widerstand gegen das Berufsheer aufgegeben und die Schwarzen, die sich darüber freuen sollten vollziehen eine Wendung und sind plötzlich gegen etwas, das sie in der Vergangenheit immer befürwortet haben. Wer soll das eigentlich noch verstehen?
Und immer, wenn sich die Politik um Entscheidungen herumdrückt, ist wieder mal von einer Volksbefragung die Rede.
Der eigentliche Skandal ist aber, daß diejenigen, die davon betroffen sind gar nicht befragt werden, weil sie noch gar nicht wählen dürfen - es sind nämlich die Jahrgänge ab 1994 oder später.
Angeblich sollen zur Zeit 56% für die Beibehaltung des Sklavendienstes am Staate sein und das häufigst gehörte Argument dafür lautet: "Ich hab's auch gemacht und es hat mir nicht geschadet".
Ein dümmeres Argument, etwas absolut nutzloses beibehalten zu wollen, bloß weil es nicht geschadet habe gibt's wohl nicht mehr. Abesehen davon, daß dieses Argument nicht nur dumm, sondern auch falsch ist. Daß es statistisch beim Bundesheer jedes Jahr 2-3 tödliche Unfälle gibt, wurde nämlich immer diskret verschwiegen und nachfolgende Prozesse gegen Verantwortliche verliefen immer im Sand. Und von den schwerverletzten Soldaten, die vor einigen Jahren in dem Mannschaftstransport-LKW saßen, der bei Wiener Neustadt auf der Autobahn umstürzte, hörte man auch nie wieder etwas. Dieser LKW wäre nach der Straßenverkehrsordnung für den Personentransport gar nicht zugelassen, weil er über keinerlei Sicherheitseinrichtungen wie etwa Überrollbügel etc. verfügt; aber für das Bundesheer scheint die StVO. offenbar nicht zu gelten.
Aber nicht einmal dieser schreckliche Unfall scheint den Aberglauben, der Zwangsdienst hätte noch niemandem geschadet, angekratzt zu haben.
Ja, und dann hält sich auch noch hartnäckig das Gerücht, das Militär wäre eine "Schule der Nation". Was man dort aber lernt, das einem fürs spätere Leben nützlich sein könnte bleibt ebenso rätselhaft wie etwa die Frage, welchen Sinn Nationen in unserer globalisierten Welt noch haben sollten.
Wenn es der Gesellschaft wirklich ein Anliegen wäre, daß ihre Jungbürger etwas nützliches lernen, sollte sie dafür sorgen, daß diese Auslandserfahrungen sammeln können.
Wie wäre es denn, wenn man erst dann zur Matura antreten dürfte, nachdem ein Auslandsschuljahr absolviert wurde oder ein Lehrling erst zur Gesellenprüfung antreten dürfte, nachdem er ein Auslandspraktikum absolviert wurde?
Der Nutzen läge klar auf der Hand: Sie würden die Erfahrung machen, wie es sich anfühlt wenn man irgendwo als "Fremder" lebt, sie würden eine zusätzliche Sprache lernen und bekämen die Möglichkeit, sich einen internationalen Freundeskreis zu schaffen.
Die Grundvoraussetzungen dafür müssen nicht erst geschaffen werden, denn sie sind schon da: ERASMUS gibt es seit 1987 - es müßte nur für Schüler und Lehrlinge entsprechend erweitert werden. Durch den Kontakt mit Jugendlichen aus verschiedensten Ländern würde automatisch die Xenophobie bei den jungen Menschen verloren gehen, da diese erfahrungsgemäß nur bei jenen besonders ausgeprägt ist, die selten oder nie Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern pflegen.
Aber der zwangsweise Militärdienst vermittelt leider genau das Gegenteil: da wird ihnen suggeriert, daß die Staatsgrenze (die ja heute ohnehin nicht mehr als nur eine administrative Grenze ist, wie etwa die Grenze eines Bundeslandes oder eines Stadtbezirkes) verteidigt werden müsse und von jenseits dieser Grenze eine Bedrohung ausginge. Ausserdem haben sie dort wieder nur mit eigenen Landsleuten zu tun und keinerlei Möglichkeit zum Aufbau von internationalen Kontakten. So gesehen ist der Militärdienst absolut kontraproduktiv.
Und dann gibt es natürlich auch noch die Pessimisten, die einen möglichen Zerfall der EU herbeireden und fragen, wer dann Österreich verteidigen würde. Diesen kann man entgegnen, daß auch die Republik Österreich zerfallen könnte. Wer würde denn dann etwa die Steiermark gegen eine mögliche, von Kärnten ausgehende Agression verteidigen.
Folgerung: Sicheren Frieden kann es nur geben, wenn der gesamte europäische Subkontinent (ich gebrauche mit voller Absicht das Wort "Subkontinent" weil Europa in Wahrheit ein Teil Asiens ist) befriedet ist und mittelfristig auch dessen unmittelbare Nachbarschaft in Nordafrika und Nahost befriedet werden kann. Ein Zwangsdienst unserer Jungmänner trägt dazu jedenfalls absolut nichts bei.

Conclusio:
Alle verantwortungsbewussten Eltern haben die moralische Obligation, dafür zu sorgen, daß deren Söhnen in Hinkunft keine kostbare Lebenszeit gestohlen wird!

Stellt Euch vor, es ist Musterung und niemand geht hin!



1 Kommentar:

  1. Wir Deutschen haben diese menschen- und männerverachtenden Wehrpflicht endlich überwunden und Ihr schafft das auch. Die gleichen unsinnigen, verlogenen und hohlen Argumente gab es auch bei uns, aber weil sie eben so hohl, falsch und verlogen waren reichte auch ein Mann zur rechten Zeit, um das ganze Gebilde zum Einsturz zu bringen.

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