Freitag, 21. März 2014

Honig oder Sirup - die unerwünschte Nebenwirkung

Menschen sind biologische Geschöpfe und diese haben es nun mal so an sich, dass sie sich ernähren müssen. Und so gut wie alle haben natürlich auch den Wunsch, sich gesund zu ernähren. Auch wenn dieser Wunsch oft nur halbherzig umgesetzt wird, da wir ja alle wissen, dass nicht alles was gut schmeckt auch gesund sein muss.
Aber eines wollen wir dennoch: Wir wollen wissen, was wir essen. Und diesem Umstande trägt auch der Gesetzgeber Rechnung, indem er den Herstellern von Nahrungsmitteln vorschreibt,
dass auf den Verpackungen draufstehen muss, was drinnen ist. Wer will denn schon etwa einen Honig kaufen und später feststellen, dass dieses Produkt, das wie Honig schmeckt und aussieht in Wirklichkeit ein Gebräu aus einer Chemiefabrik ist. Weil das niemand will, wurde die Vorschrift erlassen, das sich nur Honig nennen darf, was von fleißigen Bienen produziert wurde. (Randbemerkung: Es mag wohl für alle ein Glück sein, dass die fleißigen Bienen noch nie auf die Idee gekommen sind, sich gewerkschaftlich zu organisieren und ohne Ansprüche zu stellen immer noch den Honig produzieren) Nun könnte man wohl meinen, dass alle mit der Regelung zufrieden seien: Wo Honig drauf steht muss auch Honig drinnen sein.
Was natürlich niemand wusste, dass man auf einer kleinen Insel im Atlantik aus den dort reichlich vorhandenen Palmen einen Saft namens Guarapo zapfte, der dort zu einem köstlich
schmeckenden braunen Sirup verarbeitet wurde. Und dieser wurde schon seit Urzeiten fälschlicherweise „Miel de Palma“ (Palmenhonig) genannt.
Über viele Dekaden hindurch konnte man diesen nur 1000 Meter über dem Meer in der Casa Efigenia erstehen. Efigenia, die Hausherrin füllte dieses Produkt in Glasflaschen ab, die mit
einem Kork dicht verschlossen wurden, damit sie auf dem Transport in den Reisekoffern der Käufer nach Nord- und Mitteleuropa nicht auslaufen konnten. So lange Efigenia den Alleinvertrieb darüber hatte, störte es auch niemanden, dass sie einen Honig verkaufte, der gar kein Honig war.
Aber es sprach sich herum, dass diese Köstlichkeit sehr begehrt war und so begannen auch andere mit der Abfüllung in größere und kleinere Flaschen, die schließlich in den Supermärkten der Insel Einzug hielten. Inzwischen begann man auch auf der ungleich größeren Nachbarinsel mit der Produktion des „Palmenhonigs“ und auch dort hielt er Einzug in die Lebensmittelmärkte. Und weil es inzwischen auch viele Menschen gibt, die dieses Produkt erstehen wollen ohne deshalb eine Flugreise unternehmen zu müssen, wird er nun auch exportiert.
Und so wurden schließlich auch die Gesetzeshüter wachgerüttelt und beanstanden nun, dass Honig ein geschützter Begriff ist, der auf das Produkt der fleißigen Bienen beschränkt ist. Aber
sie kommen deswegen nicht gleich mit der Keule, sondern nur mit dem Vorschlag, das Produkt in Hinkunft Palmensirup zu nennen. Die Produzenten dagegen verteidigen ihre alte Tradition, ihr Erzeugnis weiterhin Palmenhonig nennen zu dürfen, weil er eben immer schon so hieß.
Ob und  inwieweit es diesbezüglich zu einer Kompromisslösung kommt, wenn sich etwa auf der Flasche ein eindeutiger Hinweis findet, dass es sich nicht um einen Honig handelt, sondern nur um eine traditionelle Bezeichnung, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar.

Fest steht nur, dass auch sinnvolle Vorschriften selten aber doch unerwünschte Nebenwirkungen haben können.