Es kann niemals gut sein, wenn eine Einzelperson mit zu viel Macht
ausgestattet ist. Dies trifft auf Wladimir Putin ebenso, wie auch auf den
US-Präsidenten zu. Bei letzterem ist aber immerhin längstens nach 8 Jahren Schluss mit der Macht. Aber auch 8 Jahre genügen um irreparablen Schaden anzurichten, was am Beispiel Irak deutlich zu Tage tritt.
Hier präsentiert sich gerade die Europäische Union als vorbildliche Alternative, wo die Macht auf sehr viele Personen und Gremien verteilt ist. Aber gerade deshalb ist sie auch sehr schwerfällig und benötigt sehr viel Zeit, um sich zu einer Entscheidung durchringen zu können. Das ist grundsätzlich gut, kann aber manchmal auch fatale Folgen haben, wenn der Entscheidungsprozess zu lange dauert.
Europa steht vor der Herausforderung, die angemessenen Mittel zu
finden um nicht wieder zum Spielball außereuropäischer Mächte zu werden, wie
dies vor 1989 der Fall war. Die letzten 5 Jahre waren von den Bemühungen
geprägt, die spekulativen Angriffe auf seine neue Währung, die auf eine Zerstörung
derselben abzielte, abzuwehren, was im Wesentlichen geglückt sein dürfte.
Heute steht Europa vor der Herausforderung, sowohl im Inneren dem Erstarken
rechtsnationalistischer, meist von Moskau unterstützter Bewegungen, etwas
entgegensetzen zu müssen, wie auch dem neuen Expansionsdrang des russischen Präsidenten
mit angemessenen aber gewaltlosen Mitteln die Missbilligung zum Ausdruck zu
bringen.
Die Abfolgen von wirtschaftlichen Sanktionen, die bisher mit
Gegensanktionen beantwortet wurden führen zwangsläufig zu einem
wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Unternehmen, sowohl in Russland,
wie auch in Europa. In Europa macht sich bereits der Widerstand dagegen
bemerkbar. Ob dies in Russland auch der Fall ist, das wissen wir noch nicht so
genau, weil diesbezüglich nur spärliche Informationen durchsickern.
Dennoch deuten einige Indizien darauf hin, dass die
Entbehrungsbereitschaft in der russischen Bevölkerung größer zu sein scheint,
als dies in Europa der Fall sein dürfte – ein Trumpf für Wladimir Putin, der
diesen mit Sicherheit auszuspielen weiß.
Europas Anstrengung müsste demnach darauf abzielen, den Menschen in
Russland klar zu machen, dass es für alle zweckdienlich ist, sich selbst mehr
zu lieben als seinen Staat. Nur wenn das gelingt, kann die Krise zu einem
baldigen Ende gelangen. Ein Schritt in die richtige Richtung könnte auch in einer Asylgewährung für desertierende russische Wehrpflichtige bestehen.
Und wenn man im Osten Österreichs lebt, sollte man sich eines in
Erinnerung rufen: „Was geht uns die Ukraine an“ dachten die meisten Menschen in
Österreich auch bis zum 26. April 1986. Erst als der radioaktive Regen über
Österreich niederprasselte, bemerkten viele, dass die Ukraine näher ist, als
man es wünschte. Die Westgrenze der Ukraine liegt Wien näher als die Ostgrenze
der Schweiz.
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