Was mag das wohl sein, was man fast überall in Victoria, der kleinen aber lebhaften Hauptstadt der Seychellen sehen kann? Es sieht aus, wie ein pompöses Hotel. Aber warum gerade hoch oben am Berg und nicht am Meer, so wie die meisten anderen Hotels auf der Insel Mahé? Und warum ist es, anders als alle übrigen Gebäude auf der Insel höher als eine Palme. Seit den 90er Jahren sind entlang der
Ostküste zahlreiche neue künstliche Inseln aufgeschüttet worden um Lebensraum für die Bevölkerung zu gewinnen, damit der kostbare Regenwald, der immer noch den größten Teil der Insel bedeckt, von der Siedlungstätigkeit verschont und geschützt bleibt. Immerhin leben auf dieser Insel, die gerade mal eine Fläche von 155 km² aufweist und damit etwa so groß wie der transdanubische Teil von Wien oder etwa 40% der Fläche der Insel Gomera ist, 90% der 80000 Einwohner dieses kleinen Staates im indischen Ozean.
Die Neugier bewog mich, den Berg hoch zu fahren und mir dieses Bauwerk von der Nähe anzusehen. Zunächst war ich erstaunt, dass auf der La Misere Passstraße, die Mahé von Osten nach Westen
durchquert, kein Hinweisschild auf ein großes Hotel zu finden war. Jede Möglichkeit, nach links abzubiegen nutzte ich, aber jedes Mal endete die Straße im Dschungel. Dann jedoch kam wieder eine breite Straße, die nach links abzweigte. Ich fuhr etwa 3 Minuten und dann stand ich vor einer geschlossenen Schranke. Gleich daneben ein Wachgebäude und sofort kam ein Uniformierter heraus, der mich beobachtete, wie ich ein Foto machte. Erst als ich umkehrte, zog er sich wieder zurück.
Was also hatte es auf sich mit diesem Gebäude? War es etwa eine militärische Anlage? Da ich nicht näher an dieses Gebäude heran
konnte, machte ich die weitere Recherche im Internet. Auf einer alten Karte aus dem Jahr 1975 war an dieser Stelle eine Satellitenüberwachungsstation der USAF eingezeichnet. Nun glaubte ich schon, des Rätsels Lösung gefunden zu haben, wäre da nicht eine Wikipedia Seite gewesen, auf der zu lesen war, dass diese Anlage bereits 1996 stillgelegt worden war.
Die Regierung der Seychellen wollte damals die Jahrespacht für das Areal auf 10 Millionen USD verdoppeln und dürfte dabei wohl zu hoch gepokert haben; die USAF beschloss die Aufgabe dieser Station. Nun hätte man das Areal ja nach der Räumung durch die USAF renaturieren können. Aber die Pacht für das Areal dürfte wohl ein erheblicher Posten im Budget dieses kleinen Inselstaates gewesen sein, auf den man offensichtlich nicht verzichten konnte. Also musste man sich einen anderen Geldgeber suchen. Und da bot sich gerade in einer Situation, in der der Staat in die Pleite schlitterte und zu allem Überfluss noch das größte Krankenhaus der Insel einer Feuersbrunst zum Opfer fiel, wodurch es zu einem medizinischen Notstand kam und viele Kranke nach Mauritius oder Südafrika zur Behandlung ausgeflogen werden mussten, ein Helfer an. Scheich Khalifa von Abu Dhabi half dem Staat aus, finanzierte ein neues Spital mit modernsten Diagnosegeräten und half auch beim Aufbau einer Marine um die große Plage der Piraten, die auch in seychellischen Gewässern ihr Unwesen treiben, in den Griff zu bekommen.
Da aber Hilfe bekanntlich niemals uneigennützig ist, räumte ihm die Regierung das Recht ein, an dieser Stelle einen Prunkpalast als
Privatresidenz zu errichten. Nicht nachprüfen konnte ich die Behauptung, dass dieses Areal sogar exterritorial sei, aber die Tatsache dass es dermaßen brutal in den Urwald hinein gebaut wurde, spricht für diese Annahme. Und da der Scheich einen 360° Rundumblick über die gesamte Insel wünschte, musste es natürlich höher sein, als alle umliegenden Bäume.
Während die USAF auf die sensible Umwelt Bedacht nahm und auch viele Seychellois beschäftigte, begannen mit dem Bau des Prunkpalastes die großen Probleme. Beauftragt wurde ein Bauunternehmen aus Dubai und beschäftigt wurden nur deren eigene Mitarbeiter. Bald darauf konnten hunderte Bewohner des La Misere Berges ihr Wasser, das bis zu diesem Zeitpunkt das sauberste der ganzen Insel war, nicht mehr verwenden, da es sowohl mit Chemikalien, wie auch durch Fäkalien der Bauarbeiter kontaminiert war. Die vollständige Geschichte kann man hier und hier lesen.
Dennoch reagieren die Seychellois, mit denen ich darüber sprach, eher gelassen darauf und sagen nur: "Wir haben dem Scheich sehr viel zu verdanken - er war der einzige, der uns aus einer schwierigen Situation heraus half". Und die Wasserverschmutzungen seien inzwischen beseitigt und die Betroffenen sollen Entschädigungen erhalten haben, mit denen sie Ihre Häuser fertig bauen konnten.
Mein Eindruck: Protzige Villen mag es viele auf dieser Welt geben,
aber ein derartiger Brutalismus kann wohl nur dem
Geltungsbedürfnis eines arabischen Scheichs entspringen.
Und so thront heute dieser überall sichtbare, aber unzugängliche Palast über der Insel, als wolle er die Botschaft vermitteln: Ihr dürft wählen wen ihr wollt, aber das letzte Wort will ich haben.
Einmal, so wurde mir erzählt, habe er sein Missfallen über die Meereskokosnuss, eine Pflanze, die auf der Insel Praslin endemisch und
streng geschützt ist, zum Ausdruck gebracht. Sie sieht nämlich aus, wie ein menschliches Gesäß. Wer eine davon als Souvenir mitnehmen will, muss tief in die Tasche greifen, weil nur wenige Exemplare davon von der Regierung mittels Zertifikat zur Ausfuhr bewilligt werden. Aber dafür bekommt jeder Reisende sie in den Pass gestempelt. Das dürfte das Missfallen des
Scheichs erregt haben, denn dem Vernehmen nach verlangte er nach einer Änderung der Einreisestempel. Aber in dieser Frage ist die Regierung dann doch standhaft geblieben.
Ostküste zahlreiche neue künstliche Inseln aufgeschüttet worden um Lebensraum für die Bevölkerung zu gewinnen, damit der kostbare Regenwald, der immer noch den größten Teil der Insel bedeckt, von der Siedlungstätigkeit verschont und geschützt bleibt. Immerhin leben auf dieser Insel, die gerade mal eine Fläche von 155 km² aufweist und damit etwa so groß wie der transdanubische Teil von Wien oder etwa 40% der Fläche der Insel Gomera ist, 90% der 80000 Einwohner dieses kleinen Staates im indischen Ozean.
Die Neugier bewog mich, den Berg hoch zu fahren und mir dieses Bauwerk von der Nähe anzusehen. Zunächst war ich erstaunt, dass auf der La Misere Passstraße, die Mahé von Osten nach Westen
durchquert, kein Hinweisschild auf ein großes Hotel zu finden war. Jede Möglichkeit, nach links abzubiegen nutzte ich, aber jedes Mal endete die Straße im Dschungel. Dann jedoch kam wieder eine breite Straße, die nach links abzweigte. Ich fuhr etwa 3 Minuten und dann stand ich vor einer geschlossenen Schranke. Gleich daneben ein Wachgebäude und sofort kam ein Uniformierter heraus, der mich beobachtete, wie ich ein Foto machte. Erst als ich umkehrte, zog er sich wieder zurück.
Was also hatte es auf sich mit diesem Gebäude? War es etwa eine militärische Anlage? Da ich nicht näher an dieses Gebäude heran
konnte, machte ich die weitere Recherche im Internet. Auf einer alten Karte aus dem Jahr 1975 war an dieser Stelle eine Satellitenüberwachungsstation der USAF eingezeichnet. Nun glaubte ich schon, des Rätsels Lösung gefunden zu haben, wäre da nicht eine Wikipedia Seite gewesen, auf der zu lesen war, dass diese Anlage bereits 1996 stillgelegt worden war.
Die Regierung der Seychellen wollte damals die Jahrespacht für das Areal auf 10 Millionen USD verdoppeln und dürfte dabei wohl zu hoch gepokert haben; die USAF beschloss die Aufgabe dieser Station. Nun hätte man das Areal ja nach der Räumung durch die USAF renaturieren können. Aber die Pacht für das Areal dürfte wohl ein erheblicher Posten im Budget dieses kleinen Inselstaates gewesen sein, auf den man offensichtlich nicht verzichten konnte. Also musste man sich einen anderen Geldgeber suchen. Und da bot sich gerade in einer Situation, in der der Staat in die Pleite schlitterte und zu allem Überfluss noch das größte Krankenhaus der Insel einer Feuersbrunst zum Opfer fiel, wodurch es zu einem medizinischen Notstand kam und viele Kranke nach Mauritius oder Südafrika zur Behandlung ausgeflogen werden mussten, ein Helfer an. Scheich Khalifa von Abu Dhabi half dem Staat aus, finanzierte ein neues Spital mit modernsten Diagnosegeräten und half auch beim Aufbau einer Marine um die große Plage der Piraten, die auch in seychellischen Gewässern ihr Unwesen treiben, in den Griff zu bekommen.
Da aber Hilfe bekanntlich niemals uneigennützig ist, räumte ihm die Regierung das Recht ein, an dieser Stelle einen Prunkpalast als
Privatresidenz zu errichten. Nicht nachprüfen konnte ich die Behauptung, dass dieses Areal sogar exterritorial sei, aber die Tatsache dass es dermaßen brutal in den Urwald hinein gebaut wurde, spricht für diese Annahme. Und da der Scheich einen 360° Rundumblick über die gesamte Insel wünschte, musste es natürlich höher sein, als alle umliegenden Bäume.
Während die USAF auf die sensible Umwelt Bedacht nahm und auch viele Seychellois beschäftigte, begannen mit dem Bau des Prunkpalastes die großen Probleme. Beauftragt wurde ein Bauunternehmen aus Dubai und beschäftigt wurden nur deren eigene Mitarbeiter. Bald darauf konnten hunderte Bewohner des La Misere Berges ihr Wasser, das bis zu diesem Zeitpunkt das sauberste der ganzen Insel war, nicht mehr verwenden, da es sowohl mit Chemikalien, wie auch durch Fäkalien der Bauarbeiter kontaminiert war. Die vollständige Geschichte kann man hier und hier lesen.
Dennoch reagieren die Seychellois, mit denen ich darüber sprach, eher gelassen darauf und sagen nur: "Wir haben dem Scheich sehr viel zu verdanken - er war der einzige, der uns aus einer schwierigen Situation heraus half". Und die Wasserverschmutzungen seien inzwischen beseitigt und die Betroffenen sollen Entschädigungen erhalten haben, mit denen sie Ihre Häuser fertig bauen konnten.
Mein Eindruck: Protzige Villen mag es viele auf dieser Welt geben,
Geltungsbedürfnis eines arabischen Scheichs entspringen.
Und so thront heute dieser überall sichtbare, aber unzugängliche Palast über der Insel, als wolle er die Botschaft vermitteln: Ihr dürft wählen wen ihr wollt, aber das letzte Wort will ich haben.
streng geschützt ist, zum Ausdruck gebracht. Sie sieht nämlich aus, wie ein menschliches Gesäß. Wer eine davon als Souvenir mitnehmen will, muss tief in die Tasche greifen, weil nur wenige Exemplare davon von der Regierung mittels Zertifikat zur Ausfuhr bewilligt werden. Aber dafür bekommt jeder Reisende sie in den Pass gestempelt. Das dürfte das Missfallen des
Scheichs erregt haben, denn dem Vernehmen nach verlangte er nach einer Änderung der Einreisestempel. Aber in dieser Frage ist die Regierung dann doch standhaft geblieben.
Das Schandmal ist übrigens auch noch von der 60 km entfernten Insel La Digue deutlich erkennbar.
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