Menschen sind biologische Geschöpfe und diese haben es nun
mal so an sich, dass sie sich ernähren müssen. Und so gut wie alle haben
natürlich auch den Wunsch, sich gesund zu ernähren. Auch wenn dieser Wunsch oft
nur halbherzig umgesetzt wird, da wir ja alle wissen, dass nicht alles was gut
schmeckt auch gesund sein muss.
Aber eines wollen wir dennoch: Wir wollen wissen, was wir
essen. Und diesem Umstande trägt auch der Gesetzgeber Rechnung, indem er den
Herstellern von Nahrungsmitteln vorschreibt,
dass auf den Verpackungen draufstehen
muss, was drinnen ist. Wer will denn schon etwa einen Honig kaufen und später
feststellen, dass dieses Produkt, das wie Honig schmeckt und aussieht in
Wirklichkeit ein Gebräu aus einer Chemiefabrik ist. Weil das niemand will,
wurde die Vorschrift erlassen, das sich nur Honig nennen darf, was von
fleißigen Bienen produziert wurde. (Randbemerkung: Es mag wohl für alle
ein Glück sein, dass die fleißigen Bienen noch nie auf die Idee gekommen sind,
sich gewerkschaftlich zu organisieren und ohne Ansprüche zu stellen immer noch den
Honig produzieren) Nun
könnte man wohl meinen, dass alle mit der Regelung zufrieden seien: Wo Honig
drauf steht muss auch Honig drinnen sein.
Was natürlich niemand wusste, dass man auf einer kleinen
Insel im Atlantik aus den dort reichlich vorhandenen Palmen einen Saft namens
Guarapo zapfte, der dort zu einem köstlich
schmeckenden braunen Sirup
verarbeitet wurde. Und dieser wurde schon seit Urzeiten fälschlicherweise „Miel
de Palma“ (Palmenhonig) genannt.
Über viele Dekaden hindurch konnte man diesen nur 1000 Meter
über dem Meer in der Casa Efigenia erstehen. Efigenia, die Hausherrin füllte
dieses Produkt in Glasflaschen ab, die mit
einem Kork dicht verschlossen
wurden, damit sie auf dem Transport in den Reisekoffern der Käufer nach Nord-
und Mitteleuropa nicht auslaufen konnten. So lange Efigenia den Alleinvertrieb
darüber hatte, störte es auch niemanden, dass sie einen Honig verkaufte, der
gar kein Honig war.
Aber es sprach sich herum, dass diese Köstlichkeit sehr
begehrt war und so begannen auch andere mit der Abfüllung in größere und
kleinere Flaschen, die schließlich in den Supermärkten der Insel Einzug
hielten. Inzwischen begann man auch auf der ungleich größeren Nachbarinsel mit
der Produktion des „Palmenhonigs“ und auch dort hielt er Einzug in die
Lebensmittelmärkte. Und weil es inzwischen auch viele Menschen gibt, die dieses
Produkt erstehen wollen ohne deshalb eine Flugreise unternehmen zu müssen, wird
er nun auch exportiert.
Und so wurden schließlich auch die Gesetzeshüter
wachgerüttelt und beanstanden nun, dass Honig ein geschützter Begriff ist, der
auf das Produkt der fleißigen Bienen beschränkt ist. Aber
sie kommen deswegen
nicht gleich mit der Keule, sondern nur mit dem Vorschlag, das Produkt in
Hinkunft Palmensirup zu nennen. Die Produzenten dagegen verteidigen ihre alte
Tradition, ihr Erzeugnis weiterhin Palmenhonig nennen zu dürfen, weil er eben
immer schon so hieß.
Ob und inwieweit es
diesbezüglich zu einer Kompromisslösung kommt, wenn sich etwa auf der Flasche
ein eindeutiger Hinweis findet, dass es sich nicht um einen Honig handelt,
sondern nur um eine traditionelle Bezeichnung, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt
noch nicht absehbar.
Fest steht nur, dass auch sinnvolle Vorschriften selten aber
doch unerwünschte Nebenwirkungen haben können.
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